Warum wir in toxischen Beziehungen bleiben, und wie du beginnst, das Muster zu durchbrechen

Vielleicht kennst du das: Du spürst, dass dir die Beziehung nicht guttut. Du fühlst dich klein, unsicher, verletzt, und trotzdem kannst du nicht loslassen. Ein Teil von dir weiss, dass du mehr verdienst. Und ein anderer Teil klammert sich fest. Warum ist das so?

Warum wir bleiben - die häufigsten Gründe

Viele Frauen, die in schmerzhaften Beziehungen festhängen, denken: „Mit mir stimmt etwas nicht. Ich müsste doch einfach gehen.“ Doch die Wahrheit ist: Es gibt sehr klare psychologische und emotionale Gründe, warum wir bleiben, auch wenn wir leiden.

1. Hoffnung auf Veränderung

Vielleicht kennst du diesen Gedanken: „Wenn er sich ändert, dann…“ Die Hoffnung auf die gute Zeit, die am Anfang da war, ist stark. Und so bleibst du, in der Sehnsucht nach einem besseren Morgen.

2. Angst vor dem Alleinsein

Alleinsein kann sich bedrohlich anfühlen. Viele Frauen fürchten die Leere mehr als den Schmerz in der Beziehung. Das macht es schwer, den Schritt in die Freiheit zu wagen.

3. Emotionale Abhängigkeit

Toxische Beziehungen arbeiten mit einem Wechsel aus Nähe und Entzug. Dieses Auf und Ab wirkt im Nervensystem wie eine Droge. Wir sehnen uns nach dem nächsten Moment der Nähe, und bleiben hängen.

4. Bindungstrauma

Unser Nervensystem sucht nicht das, was uns guttut, sondern das, was uns vertraut ist. Wenn wir in unserer Kindheit unsichere Bindung erlebt haben, fühlt sich genau das später in Partnerschaften „normal“ an.

5. Schuldgefühle und Verantwortung

„Ich kann ihn nicht im Stich lassen.“ „Vielleicht liegt es ja an mir.“ Schuldgefühle halten viele Frauen in Beziehungen, in denen sie längst leiden.

6. Scham und Aussenwirkung

Was würden andere sagen? Was, wenn ich scheitere? Was, wenn ich „schuld“ bin? Die Angst vor Verurteilung von aussen hält viele Frauen gefangen.

Die psychologischen Mechanismen dahinter

Hinter diesen Gründen stecken tiefe Muster, die unser Handeln unbewusst steuern:

Traumabindung (Trauma Bonding)

Das Auf und Ab aus Nähe, Streit, Versöhnung, Distanz und Wiederkehr erzeugt eine regelrechte Abhängigkeit. Es ist kein rationaler Prozess, sondern eine Konditionierung im Nervensystem, ähnlich wie eine Sucht.

People Pleasing

Viele Frauen lernen schon als Kinder: „Ich bekomme Liebe, wenn ich brav bin, wenn ich mich anpasse, wenn ich gebe.“ In toxischen Beziehungen verstärkt sich dieses Muster. Wir geben immer mehr, in der Hoffnung, endlich die ersehnte Sicherheit zu bekommen.

Überlebensstrategien

Unsere Reaktionen entstehen nicht bewusst, sondern sind alte Überlebensstrategien: Anpassen, Schweigen, Aushalten. Früher haben sie uns geschützt. Heute halten sie uns gefangen.

Erste Schritte, um das Muster zu durchbrechen

Der Weg hinaus beginnt nicht mit einem grossen Schritt, sondern mit vielen kleinen.

1. Bewusstsein schaffen

Erkenne, dass es nicht deine Schuld ist. Du bist nicht schwach, dumm oder unfähig. Du reagierst auf Muster, die tief in dir verankert sind. Schon dieses Verstehen bringt Erleichterung.

2. Sichere Räume suchen

Sprich mit Menschen, die dich verstehen und unterstützen. Coaching, Therapie, Frauengruppen oder vertrauensvolle Freundinnen können dir Halt geben. Du musst diesen Weg nicht alleine gehen.

3. Selbstfürsorge üben

Fange klein an: ein paar Minuten Atemübung, Journaling, eine Tasse Kakao in Ruhe trinken. Jeder Moment, in dem du dich dir selbst zuwendest, stärkt dein Nervensystem und deine innere Sicherheit.

4. Neue Standards entwickeln

Frage dich: Wie will ich mich in einer Beziehung fühlen? Sicherheit, Respekt, Vertrauen, Leichtigkeit? Schreibe dir deine Standards auf. Sie werden dir helfen, Klarheit zu entwickeln und deine Energie Schritt für Schritt neu auszurichten.

Fazit

Es ist kein Wunder, dass du in einer toxischen Beziehung geblieben bist. Die Muster sind tief, die Gründe verständlich. Aber genau darin liegt auch die Hoffnung: Wenn du verstehst, warum du bleibst, kannst du anfangen, den Kreislauf zu durchbrechen.

Du musst nicht alles sofort ändern. Aber jeder kleine Schritt, ein ehrlicher Blick, eine Minute für dich, ein klares „Nein“ bringt dich deinem neuen Ich näher.

In meinem nächsten Blog erfährst du, wie du deinen Selbstwert Schritt für Schritt aufbaust und warum er die Grundlage für gesunde, erfüllende Beziehungen ist.

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Wie Bindungsstile entstehen